Wie lässt sich in einer individualisierten Gesellschaft solidarische Politik machen? Wie lassen sich kollektive politische Ansprüche einlösen von Einzelnen, die sich in ihren alltäglichen Lebensverhältnissen extrem auf sich selbst zurückgeworfen sehen? „Jenseits von Staat und Individuum“ untersucht zunächst die historischen Bedingungen der neuzeitlichkapitalistischen Individualgesellschaft, um daraufhin – in Anlehnung an anarchistische Traditionen – ein alteritäres Verständnis von Individualität zu konzipieren. Individualität wird dabei als sozialer Wert gedacht, der autonome Lebenszusammenhänge stärken soll, anstatt sie in Form eines bürgerlichen Konkurrenzegoismus zu unterminieren. Abschließend werden Möglichkeiten solidarischer Politik in der Individualgesellschaft diskutiert bzw. Kollektivformen, die den Individualismus des liberal-kapitalistischen Staates zu überwinden wissen. Die Bilder und Themen, derer sich das Buch dabei bedient, reichen von Comicfiguren (Silver Surfer) über Filmgenres (Italo-Western) zu subkulturellen Jugendbewegungen (Straight Edge).
Bis heute gilt die 1936 im Spanischen Bürgerkrieg kollektivierte Wirtschaft als Beweis dafür, dass Selbstverwaltung als zukünftiges Modell einer herrschaftslosen Gesellschaft möglich sei. Die spontane Kollektivierung der Betriebe durch die Bevölkerung gewinnt nach dem Kollaps des Staatssozialismus und dem aktuellen Bankrott des Neoliberalismus erneute Aufmerksamkeit. Viele idealisierende Berichte betonen, nicht nur zu unrecht, die Effizienz und Leistungsfähigkeit der damals kollektivierten Wirtschaft. Wenig wird dagegen von den alltäglichen Problemen der Kollektivierung berichtet, die sich nicht zuletzt in der ‚Disziplinlosigkeit‘ der ArbeiterInnenschaft manifestierte, sich nicht einfach in die neuen Verhältnisse zu fügen. Heutige Kollektive haben längst erkannt, dass ein Betrieb ohne Chef oder Chefin ohne Selbstdisziplin nicht funktionieren kann. Selbständige, selbstdisziplinierte Angestellte und ArbeiterInnen wiederum wünscht sich aber auch der heutige kapitalistische Unternehmer. Dafür bietet er seinen Angestellten immer mehr Selbständigkeit und flachere Hierarchien an, die sich kollektiven Strukturen annähern; nur dass die Notwendigkeit von Hierarchien nicht in Frage gestellt wird. Damit wird eine moderne Form der selbst gewählten Knechtschaft zementiert, die Etienne de la Boëtie in seiner kleinen Schrift „Discours de la servitude volontaire“ schon im 16. Jahrhundert thematisierte.
Welche Lehren lassen sich aus den Erfahrungen in Spanien und anderen Ländern ziehen? Ist eine herrschaftslose Kollektivierung ohne Selbstknechtung möglich und wieviel Selbstdisziplin ist für nichthierarchische Arbeit notwendig, ohne damit neue Herrschaftsformen zu etablieren und das Recht auf Faulheit zu negieren? Wie werden die Ideen der Selbstverwaltung für moderne Arbeitsformen instrumentalisiert und als Beitrag zur Stabilisierung der selbst gewählten Knechtschaft eingesetzt? Solche und andere Fragen stellt dieser Beitrag zur Diskussion.
In diesem Vortrag werden verschieden Aspekte der Arbeitssicherheit bei Höhenarbeiten – aber nicht nur dort – näher betrachtet: Welche Aspekte führen zu einer Steigerung z.B. der Qualität der Kommunikation im Team? Je nach der Position, welche eine Person in einer Struktur erfüllt, wird sein oder ihr Input hierzu unterschiedlich sein; wo liegen die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten? Kompetenz spielt eine ganz wesentliche Rolle in Bezug auf Sicherheit und Qualität: Wann ist jemand kompetent? Woraus besteht Kompetenz? Wie manifestiert sich Autorität in Teams mit flachen Hierarchien? Wie wird damit umgegangen und welche Qualität hat die Autorität?
Mark Bridge, seit 1990 im Baumpflegekollektiv “Baumpartner” im Raum Nordwest-Schweiz in der Baumpflege tätig. Ebenfalls in der Ausbildung von Seilzugangstechniken und in der Produktentwicklung für Arbeiten am Seil. International aktiv als Referent zu Themen und Workshops über Arbeitssicherheit und technische Aspekte der Baumpflege und Seilzugangstechniken.
Eingeladen sind unterschiedlichste Betriebe - WoZ (Zürich), Ego Elektrokollektiv (Zürich), Kollektivrestaurant Zähringer (Zürich), Reitschule (Bern), Chessu/AJZ (Biel), Brockenstube Glubos (Basel), Hirscheneck (Basel) - ihren Betrieb vorzustellen und von ihren Erfahrungen zu erzählen.
Welchen Sinn macht es heute, in einem selbstverwalteten Betrieb zu arbeiten? Wie werden Entscheide und Beschlüsse gefällt, wenn alle gleichberechtigt mitreden dürfen? Wie wichtig ist Basisdemokratie überhaupt? Wie wichtig ist das gesellschaftliche Umfeld für das Gelingen selbstverwalteter Projekte? Können oder sollen selbstverwaltete Kollektive eine Alternative sein? Und wenn ja, zu was? Welche Grenzen bestehen und wie können diese überwunden werden? Solche und ähnliche Fragen sollen zu einem Einblick, Ausblick und Austausch mit dem Publikum anregen.
Diese einmalige Gelegenheit des Kongresses sollte genutzt werden, damit sich verschiedenste selbstverwaltete Betriebe kennenlernen können. Die Teilnehmenden können ihre Wünsche und Ideen zusammenbringen, und so die Entstehung eines Netzes nach ihren Bedürfnissen anstossen. Der Möglichkeiten gibt es viele: Austausch von Wissen, Material oder MitarbeiterInnen; Kooperation in gewissen Bereichen; Gegenseitige Hilfe; Vergabe von Aufträgen; oder auch nur persönlichen Kontakt zu anderen SelbstverwalterInnen.
Unsere Medienpartnerin - seit 28 Jahren selbstverwaltet
Mit freundlicher Unterstützung des Soziologischen Instituts der Universität Basel - merci!